Porto oder Lissabon – welche portugiesische Stadt ist die schönste im ganzen Land? Leuchtende und farbenfrohe Häuserfassaden mit Azulejos, gemütliche Gassen, funkelndes Wasser – beide Städte sind faszinierend und pulsierend. Auch kulinarisch gibt es keine Unterschiede, denn man kann sich den ganzen Tag mit Francesinhas, Petiscos, Pastéis de Nata und Portwein durchschlemmen. Der einzige Unterschied liegt vermutlich in der Größe. Je nach persönlicher Präferenz zieht es den einen mehr in die Metropole und den anderen in ein niedliches Städtchen, wie Porto. In der historischen Altstadt, welche zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, kann man sich einfach treiben lassen und dabei in kürzester Zeit unglaublich viel sehen.
Somit ist die heimliche Kulturhauptstadt Portugals ideal für einen Wochenendtrip, Zwischenstopp einer Rundreise oder so wie bei mir, als Ausgangspunkt des Jakobsweg Portugal (Caminho Português). In nur 24 Stunden Porto kennenzulernen ist ganz schön sportlich, dachte ich mir. Doch es ist machbar! Hier nehme ich euch mit, auf meine Route und zeige euch wunderschöne Ecken der Stadt. Sicherlich kann man sich auch zwei Tage dafür Zeit nehmen.
1. Übernachten in Porto – The Passenger Hostel
Du willst günstig und zentral in Porto übernachten? Dann schaue dir unbedingt das „The Passenger Hostel“ an. Einzigartig ist das Hostel im historischen Bahnhof São Bento gelegen. Das bedeutet nicht, dass dein nächtlicher Schlaf durch an- und abfahrende Züge gestört wird, sondern du dich in einem urban-schicken Ambiente befindest. Vom Badezimmer bis hin zu den Schlafsälen und chilligen Gemeinschaftsbereichen – alle Räumlichkeiten sind sehr clean und modern gestaltet. Sogar Frühstück ist inklusive. Für einen kurzen Aufenthalt ist dieses Hostel somit wärmstens zu empfehlen.
2. Igreja dos Clérigos – Der frühe Vogel belohnt mit fantastischer Aussicht
Sich nach dem Frühstück gleich einen Überblick von der Größe und Schönheit Portos zu verschaffen, kann man am besten vom Wahrzeichen Portos aus: der Igreja dos Clérigos. Der Glockenturm der Kleriker Kirche ist mit einer Höhe von 76 Metern der höchste Kirchturm Portugals. Wer die 240 Stufen zu der Plattform erklimmt, wird mit einem großartigen 360-Grad-Panoramablick belohnt. Dafür ist eine 5 € Eintrittsgebühr fällig. Zudem lassen sich dabei wunderbar die barocken Elemente an der Fassade bewundern. Anschließend ist auch der Blick in das prunkvolle Innere der Kirche und des anschließenden Klosters empfehlenswert.
3. Livraria Lello – Auf den Spuren von Harry Potter
Unweit der Igreja dos Clérigos befindet sich die weltweit älteste und schönste Buchhandlung im Jugendstil. Hier wird zum Buch sogar Portwein gereicht! Viele berühmte Schriftsteller ließen sich vom neugotischen Interieur inspirieren, das einer Kathedrale gleicht. Darunter zählt die britische Autorin J. K. Rowling, die eine Zeit lang als Englischlehrerin in Porto lebte. In der Livraria Lello schrieb sie an der Bestseller-Romanreihe „Harry Potter“. Die markante lila-farbene Wendeltreppe im Zentrum der Buchhandlung soll für sie als Anregung für das bewegte Treppenhaus in Hogwarts gedient haben. Daher wurde diese später als Kulisse für die Verfilmung der Romane genutzt.
Von der Menschenflut sollte man sich aber nicht unterkriegen lassen, denn ein Besuch ist einzigartig und zauberhaft!
4. Sé Catedral (Kathedrale) – Weltkulturerbe schnuppern
Auf dem Hügel Pena Ventos erhebt sich unübersehbar ein gigantisches Bauwerk, das einer Festung gleicht. Es ist die zweitürmige Sé Catedral, die gleichzeitig der Startpunkt des Caminho Português ist. Die Kathedrale ist deshalb so bewundernswert, da sie drei verschiedene architektonische Baustile vereint: Romanik trifft auf Barock und Gotik. Einige Schätze und viele blau-weiße Azulejos-Wände im Kreuzgang sowie auf dem Plateau verschönern sie noch. Kein Wunder also, dass auch die Kathedrale von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt wurde.
5. Portos bunte Häuser, Azulejos und Streetart
Bei einem Fußmarsch durch die vielen engen Gassen sieht man teilweise schiefe Fenster, abgebröckelten Putz und kaputte Holztüren. Das hinterlässt jedoch keinesfalls einen schlechten Eindruck, sondern wirkt eher authentisch. Im Kontrast stehen bunte Fassaden, schnörkelige Balkonverzierungen oder die künstlerischen Azulejos, die das Stadtbild Portos auszeichnen. Bei genauerem Hinsehen verbergen sich sogar hinter jeder Ecke Streetart und liebevolle Details. Die blau-weißen Kachelbilder sind meist auf öffentlichen Gebäuden, wenigen Häusern und Kirchen angebracht und erzählen Szenen aus der weltlichen und kirchlichen Geschichte. Des Weiteren findet man hier noch kleine Spezial-Fachgeschäfte, wie beispielsweise den Feinkostladen „Casa Oriental“ mit seiner türkisfarbenen Retro-Reklame.
6. Ponte Dom Luís I
Als weiteres Wahrzeichen Portos zählt die prägnante Bogenbrücke Ponte Dom Luís I, die das Altstadtviertel Ribeira mit der Stadtgemeinde Vila Nova de Gaia verbindet. Einmal über die oben liegende Ebene, auf der die Straßenbahn in Schrittgeschwindigkeit fährt und über die untere Ebene, die für den Straßenverkehr freigegeben ist. Von überall lässt sich das Tortenstück Portos bewundern. Wie bei einer mehrstöckigen Hochzeitstorte reihen sich verschieden-farbige Häuser-Etagen übereinander. Weiterhin gibt es kunterbunte Boote auf dem großen Fluß Douro sowie die traditionellen Portweinlager zu beobachten.
Das Aussehen der Brückenkonstruktion aus Eisen dürfte dem ein oder anderen bekannt vorkommen. Sie erinnert an den Eiffelturm in Paris, ist aber nicht vom selben Architekten erbaut worden. Gustav Eiffel war zwar an der Planung beteiligt. Letzten Endes entwarfen und setzten jedoch zwei seiner Schüler die Brücke um. Seinen Namen erhielt das Bauwerk zu Ehren des damals regierenden portugiesischen Königs Ludwig I.
7. Jardim do Morro – ein kleines Stück Paradies
Wenn du von der oberen Ebene der Ponte Dom Luís I kommst, erreichst du gleich den paradiesischen Jardim do Morro. Eine andere Option ist, dass du vom Douroufer mit der Seilbahn hochfährst. Beide Varianten versprechen definitiv Traum-Panorama-Ausblicke, wobei zweitere sicherlich erlebnisreicher ist. Direkt von der Portweinkeller-Promenenade im Stadtteil Vila Nova de Gaia geht es bergauf ins grüne Fleckchen. Bringt man sich ein kleines Picknick inklusive Portwein mit, kann man hier am besten eine kleine Pause unter einer schattigen Palme einlegen. Der Ausblick auf Porto von hier ist umwerfend! Romantischer geht es sogar noch, wenn man den Garten bei Sonnenuntergang besucht.
8. Moderne Architektur: Konzerthaus „Casa da Música“
Etwas außerhalb vom Zentrum Portos liegt der architektonische Kristall „Casa da Música“. Selbst wenn die Zeit es nicht hergibt, die herausragende Akustik im Inneren zu bewundern – ein Ausflug zum modernen Konzerthaus ist es allemal wert. Auf einem großen Platz erhebt sich der faszinierende Betonbau aus Glas und Aluminium, welcher vom niederländischen Architekten Rem Koolhaas konzipiert wurde. Läuft man einmal drum herum, erhält man immer wieder eine andere spannende Perspektive. Auch von oben lässt es sich wunderbar betrachten. Leider war zu dem Zeitpunkt meiner Besichtigung der Zugang zur Dachterrasse geschlossen.
9. Ponte da Arrábida
Wer noch mal einen ganz anderen Blick auf Porto werfen möchte, geht weiter stadtauswärts. Neben der Ponte Dom Luís I gibt es noch vier weitere Brücken. Die sind nicht so beeindruckend von der Konstruktion her, aber dennoch interessant. Ich nahm einen langen Fußmarsch auf mich, um zur Ponte da Arrábida zu gelangen. Sie ist die letzte Brücke, bevor der Douro in den Atlantik mündet. Auf einem schmalen Streifen der Autobahnbrücke kann man von Arrábida nach Vila Nova de Gaia laufen. Hierbei erhält man einen landschaftlich reizvollen Blick auf den großen Fluss Douro und der Umgebung.
10. Verkostung bei Taylor’s Port (Vila Nova de Gaia)
Läuft man am Douroufer weiter und steigt ein paar Höhenmeter hinauf, gelangt man zu den berühmten Portwein-Kellereien. Hier ist neben Sandeman oder Cockburn’s beispielsweise das bedeutende Portweinhaus „Taylor’s“ gelegen. In deren über 300 Jahre alten Lodges kann man die besten Sorten verkosten und in die Portweingeschichte eintauchen. Danach können die Likörweine in idyllischer Umgebung wirken – bei einer Pause im englischen Garten mit herrlichen Blick auf die Stadt.
Bisher kam noch kein Portwein, den ich getestet habe, an den Original Taylor’s heran.
11. Ribeira bei Sonnenuntergang
Am malerischen Altstadtviertel Ribeira kommt man bei einem typischen Porto Besuch auf keinen Fall vorbei. Wie der Name schon verrät, führt das historische Viertel vom Berg bis ins Douroufer (portugiesisch Ribeira: Flussufer) hinunter. Man kann sich durch die vielen kurvenreichen Kopfsteinpflastergassen treiben lassen, das bei untergehender Sonne besonders reizvoll ist. Die schon farbenfrohen Häuser bekommen einen noch schöneren Touch und Cafés und Restaurants werden belebt.
Durch den terrassenartigen Aufbau des Viertels läuft man über mehrere Steinstufen zum zentralen Praça da Ribeira, auf dem sich noch mehr Cafés und traditionelle Restaurants befinden. Der Blick auf den Lichter-reflektierenden Douro mit gelben Booten, die Dom Luís I-Brücke und die gegenüberliegende Portweinkeller-Uferseite ist traumhaft. Ebenso kann das szenische Treiben von Straßenkünstlern beobachtet werden.
12. kulinarischer Tagesausklang am Douro
Egal auf welcher Seite des „Dourotals“ man sich befindet, die Auswahl an gemütlichen Restaurants ist groß. Zwar halten sich auch hier die meisten Touristen auf, dennoch ist die Aussicht spektakulär. Von frischem Fisch, Meeresfrüchten und Fleisch bis hin zu den portugiesischen Spezialitäten wie Bacalhau (gesalzener und getrockneter Stockfisch), Tripas (Kutteln) und Francesinha ist für jeden etwas dabei.
Letzteres ist extrem deftig und definitiv überhaupt nichts für Vegetarier. Die „kleine Französin“ besteht aus zwei Weißbrotscheiben, die gefüllt mit gebratenem Rindfleisch, Kochschinken und Linguiça (Mettwurst) und überbacken mit Käse und in einer roten, würzigen Sauce ertränkt sind. Hinzu kommt, dass das Gericht durch die Sauce zur absoluten Kalorienbombe wird: die Tomatensauce wird ergänzt durch Fleischbrühe, Senf, Piri Piri (Chilisauce), Bier, Lorbeerblätter, Stärke und Butter. Um ehrlich zu sein, war das ausgefallene Essen nicht unbedingt mein Fall. Aber das liegt daran, dass ich generell kein Freund von viel Fleisch bin.
Auf der rechten Seite der Brücke in Vila Nova de Gaia lässt sich der Sonnenuntergang besonders gut beobachten. Und wer nach der Verkostung in der Kellerei noch nicht genug von Portwein hat, genießt zum perfekten Tagesabschluss ein paar Gläschen in den Weinbars.